16. KMV
Beschluss der 16. Kreismitgliederversammlung am 27.05.2008
Die SchülerInnen in den Mittelpunkt stellen
Für bessere Bildungspolitik in Mainz!
Gute Bildung muss drin sein!
Bildung ist ein Menschenrecht, das allen Menschen frei von Zugangshürden
gewährleistet werden muss. Ohne Bildung können beispielsweise die
Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, auf freie
Meinungsäußerung und auf freie Information aus allen öffentlich
zugänglichen Quellen nicht optimal verwirklicht werden. Die GRÜNE JUGEND
Mainz spricht sich gegen eine Verkürzung des Bildungsbegriffs auf die
Vermittlung von Wissen, von vorgegebenen „Werten“ oder von brauchbaren
Kompetenzen aus. Eine Erziehung zur Mündigkeit und Selbstbestimmung soll
Leitgedanke einer schulischen Bildung in der Demokratie sein.
Investitionen in Bildungseinrichtungen sind keine Investitionen in
verwertbares „Menschenmaterial“ – die Gesellschaft investiert in sich
selbst!
Die Bedeutung guter Bildung wird in der Mainzer Kommunalpolitik,
insbesondere durch den Stadtvorstand und die Stadtratsmehrheit nicht
hinreichend berücksichtigt. Für Großprojekte werden Mittel
bereitgestellt, wohingegen die Mainzer Schulen chronisch unterfinanziert
sind. Beispielhaft dafür ist, dass Stadtvorstand und Stadtratsmehrheit
aus CDU, FDP und SPD die seit Jahren überfällige Sanierung der
„Berufsbildenden Schule I“ zugunsten der Sanierung des Mainzer Schlosses
erneut zurückgestellt haben. So verwundert es nicht, dass in den letzten
Wochen viele politisch herbeigeführte Missstände, wie hohe
Ablehnungszahlen an den IGSen, Platzmangel am Frauenlob-Gymnasium oder
die Überbelegung des Gutenberg-Gymnasiums offen zutage getreten sind und
zu massiven Protesten, insbesondere der SchülerInnen, geführt haben.
SchülerInnen müssen in einem bildungsfeindlichen Klima – in zu engen und
überfüllten, teils für den Unterrichtsbetrieb ungeeigneten Räumen –
„pauken“. Die SchülerInnen haben mit massiven Protesten ihre Stimme
gegen diese Zustände erhoben. Ein erster Erfolg ist, dass der dauerhafte
7-zügige Ausbau des Gutenberg-Gymnasiums verhindert werden konnte. Eine
Mehrheit der SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern lehnt die Einrichtung
einer maßlos überdimensionierten Schule ab. Als Konsequenz fordern wir
die umgehende Einrichtung mindestens einer weiteren innenstadtnahen IGS
mit gymnasialer Oberstufe. In absehbarer Zeit soll darüber hinaus eine
vierte IGS in Mainz realisiert werden! Die GRÜNE JUGEND Mainz fordert
den für diese Missstände verantworlichen Schul- und Kulturdezernenten
Krawietz (CDU) auf, durch seinen Rücktritt den Weg für eine aktive
Schulpolitik im Mainzer Stadtvorstand freizumachen.
Eine neue Schulstruktur für Mainz
Wir fordern die Abschaffung des 3-gliedrigen Schulsystems zugunsten
eines längeren gemeinsamen Lernens um jedem Kind, insbesondere auch
sozial benachteiligten, alle Bildungswege so lange wie möglich offen zu
halten. Dass SchülerInnen im Alter von zehn Jahren auf Schullaufbahnen
unterschiedlicher Wertigkeit verteilt werden lehnen wir ab. Die
Integrierte Gesamtschule ist ein Erfolgskonzept und wird, wo sie
eingerichtet ist, von SchülerInnen und Eltern gut angenommen. Es bedarf
daher eines mittelfristigen Plans, wie alle bestehenden Mainzer Schulen
zu Integrierten Gesamtschulen umgewandelt werden können. Die Erarbeitung
eines aktuellen regionalen Schulentwicklungsplanes der Stadt Mainz
gemeinsam mit dem Landkreis Mainz-Bingen und den AKK-Gemeinden ist
zwingend notwendig und überfällig.
Die Wahlmöglichkeiten, welche Schule besucht wird, muss sich an den
Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientieren. Das bedeutet, je
niedriger die Klassenstufe, desto wichtiger die Wohnortnähe und
Überschaubarkeit. Hierfür geeignet sind kleine und dezentrale
(Grund)schulen. Je höher die Schulstufe ist, desto wichtiger wird es den
SchülerInnen eine Vielfalt an Wahlmöglichkeiten innerhalb der einzelnen
(größer dimensionierten) Schulen und zwischen vielfältig profilierten
Schulangeboten zu haben.
Eine klare Absage erteilt die GRÜNE JUGEND den G8-Gymnasien, da diese
allein zu Überforderung der Jugendlichen durch die Verkürzung der
Schulzeit und damit eine schnellere und oberflächliche
Bildungsvermittlung führen. Zudem gibt es noch keine ausdifferenzierten
Lehrpläne zu diesem Konzept, weshalb wir uns dagegen aussprechen, dass
SchülerInnen als Versuchskaninchen verwendet werden. Genauso wie die
„Hochbegabtenschule“ verschärfen G8-Gymnasien die Selektion im
Schulsystem und führen zu Verdrängungsprozessen von Kindern auf andere
Schulen, die häufig weiter entfernt liegen und schlechter ausgestattet
sind. Eine solche Privilegierung lehnt die GRÜNE JUGEND Mainz
entschieden ab!
Schule als Lebensfeld und lokale Bildungslandschaften
Einen Großteil ihres Tages verbringen SchülerInnen in der Schule. Daher
müssen Schulen sich als Lebensfeld der SchülerInnen definieren. Ein
Umfeld in dem SchülerInnen sich wohlfühlen, muss Standard an allen
Mainzer Schulen werden. Nur in einem lebenswerten Schulklima lässt sich
überhaupt gute Bildung realisieren. Wir fordern flächendeckend den
Ausbau von Ganztagsangeboten an Mainzer Schulen mit rhythmisierten
Stundenplänen, mit qualitativ hochwertiger, quantitativ ausreichender,
ökologischer und gentechnikfreier Verpflegung. Schulen sollen zu Häusern
des Lernens mit Rückzugsmöglichkeiten, Ruheräumen und Grünflächen mit
Aufenthaltsqualität umgebaut werden. Ein umfangreiches Sport-, Kultur-
und Kreativangebot ist Voraussetzung einer freien Entfaltung jedes/r
einzelnen SchülerIn. An jeder Schule sollen vermehrt SozialarbeiterInnen
und PsychologInnen als feste Anlaufstellen für aufkommende Probleme
eingesetzt werden.
Der Schulbau soll ökologischen Grundsätzen folgen. Auch bei den bereits
existierenden Schulen besteht hier großer Nachholbedarf. Die Stadt als
Schulträgerin hat eine große Verantwortung, sowohl gegenüber der Natur
selbst, als auch für die Heranführung der SchülerInnen an einen
ökologischen Lebenswandel. Bereits den Jüngsten soll anhand des eigenen
Schulgeländes der Umweltschutz nahe gebracht werden.
Die Schulen in der Stadt sollen sich öffnen, so dass die ganze Stadt als
Bildungslandschaft für die SchülerInnen begriffen werden muss. Der
gesamte Sozialraum, sowie Institutionen und Vereine in der Stadt müssen
in den Bildungsauftrag miteinbezogen und den SchülerInnen die
Möglichkeit gegeben werden auch dort zu lernen. Hierzu gehören neben den
Hochschulen zum Beispiel auch die Bibliotheken und Museen, aber auch
Sport- und Kultur-Vereine. Die unterschiedlichen Bildungsangebote sollen
zwischen VertreterInnen der Institutionen und den Schulen in einem
gemeinsamen Gremium diskutiert und abgestimmt werden. Eine verbesserte
Zusammenarbeit zwischen der Jugendhilfe, den Schulen und des Schulamtes
der Stadt ist dafür erforderlich. Deshalb fordern wir die Zusammenlegung
von Schulverwaltungsamt und Jugendamt in einem Dezernat der
Stadtverwaltung!
Die GRÜNE JUGEND Mainz fordert eine größere Beteiligung der SchülerInnen
am schulischen Geschehen zu ermöglichen und zu fördern um die
demokratischen Prinzipien bereits im jungen Alter zu erlernen. Ein
Strukturmerkmal des Schulsystems in der Demokratie muss sein, dass die
Schulen demokratische, selbst verwaltete Institutionen sind. In den
Schulen müssen Entscheidungen der schulischen Gremien demokratisch von
SchülerInnen und LehrerInnen getroffen werden und auch die
Mitwirkungsmöglichkeiten der Eltern sind zu gewährleisten. Auf
kommunaler Ebene muss die demokratische Vertretung der SchülerInnen
gestärkt werden. In diesem Sinne ist eine Aufwertung des
StadtschülerInnenrates wichtig, der im SchulträgerInnenausschuss mit
mehreren Sitzen und vollem Stimmrecht vertreten sein muss. Ist der
StadtschülerInnenrat nicht mit mehr nur mit Alibi-Rechten ausgestattet,
wird er auch bei den SchülerInnen selbst einen höheren Stellenwert
bekommen. Die GRÜNE JUGEND Mainz begrüßt das Engagement der
LandesschülerInnenvertretung, die Vertretung der SchülerInnen auch in
Mainz zukünftig wieder zu stärken.
Wirtschaftliche Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen,
insbesondere durch Werbung sollen nicht stattfinden. Besonders
Zusammenarbeit von Schulen mit ausbeuterischen und
menschenrechtsverletzenden Konzernen lehnen wir ab. Beispielhaft hierfür
steht Coca-Cola. Darüber ob eine Kooperation tragbar ist sollen die
SchülerInnen eigenständig entscheiden. Wir unterstützen daher
Bestrebungen von SchülerInnenvertretungen, den Verkauf solcher Produkte
in den Pausen und an Automaten abzuschaffen.
Als Grüne Jugend Mainz liegt uns besonders ein individueller Unterricht
für alle am Herzen, was eine große Auswahl an vielfältigen
Wahlpflichtfächern und Arbeitsgemeinschaften voraussetzt. So sollen auch
ökologische Themen im Unterricht vermittelt werden, um Verantwortung für
unseren Planeten entwickeln zu können. Alle haben das Recht auf die
bestmögliche Bildung. Dies kann nur durch bestmögliche Rahmenbedingungen
erreichen werden!
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