PM 1/2010 – Mainzigartig skurril – Kontrollwahn im Öffentlichen Nahverkehr
Von allen Seiten droht es, auf jeden Fahrgast prasselt’s ein, dass für’s Fahren nichts zu zahlen, 40 Euro kostet. Ein tiefes, inn’res Leiden wird jedem und jeder ausgemalt, wenn ohne Karte die Reise angetreten wird. Das hat schon was von moralischer Grausamkeit. Besonders für die, die auf’s Fahren angewiesen und ohne finanzielle Mittel sind. Wie die Kinder auf ihrem täglichen Weg zur Schule, Auszubildende zu ihrer Arbeitsstelle, Geringverdienende, Beschäftigungslose, Alleinerziehende… Die Liste derer ist lang, die aus der Not nicht zahlen können.
Doch am 10.März, ließen die Mainzer Verkehrsgesellschaft die drohenden Schilder zu Fleische werden. Durch Umleiten der Busse und
unter Mithilfe der Polizei wurden Massenkontrollen der Fahrgäste durchgeführt. Neben kilometerlangen Staus dürfte diese Aktion zahlreiche 40-Euro-Strafen mit sich gebracht haben. „Ein wahrer Erfolg“, wird es heißen und auch ein bisschen betroffen wird man sein, dass doch so viele Leute, wie Kinder, Azubis usw., ohne Fahrschein ertappt wurden.
„Selbst wenn wir einmal annähmen, dass die Strafen die Kosten der Massenkontrollen überträfen“, sagt Joel Kaufmann, Sprecher der GRÜNEN JUGEND Mainz, „selbst dann bliebe dieses Vorgehen der Mainzer Verkehrsgesellschaft höchst fragwürdig. Es ist allerdings durchaus symptomatisch für unsere Gesellschaft, die dem Öffentlichen Nahverkehr gegenüber der privaten Automobilnutzung keine Chance einräumt. So werden AutofahrerInnen und die Automobilindustrie durch eine entsprechende Verkehrs- und Wirtschaftspolitik, sei es der übermäßige Bau von Straßen, seien es Abwrackprämien und sonstige Steuervergünstigungen, gegenüber des Öffentlichen Nahverkehrs systematisch bevorzugt.“
Die GRÜNE JUGEND Mainz fordert daher die Mainzer Verkehrsgesellschaft dazu auf, derartige Kontrollen in Zukunft zu unterlassen. Es sollte vielmehr nach Möglichkeiten gesucht werden, die Tickets sozial gerechter zu gestalten und insbesondere Menschen zugänglich zu machen, die nicht auf das von staatlicher Seite so geförderte Auto als Transportmittel zurückgreifen können. Insgesamt müssen Perspektiven entwickelt werden, wie ein kostenloser Öffentlicher Nahverkehr realisiert werden kann.
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