Kein Name für eine Schule: Gegen eine Umbenennung des Gymnasium Gonsenheim in „Schott-Gymnasium“
Pressemitteilung 3/2010 der GRÜNEN JUGEND Mainz
Der meistverbreitete Schulname in der Bundesrepublik Deutschland ist „Geschwister Scholl Schule“. Aus dem viel zu kurzen, gewaltfreien Kampf Hans und Sophie Scholls gegen den Krieg und die unmenschliche Nazidiktatur, für den sie leider mit ihrem Leben zahlen mussten, können Kinder und Jugendliche viel Wichtiges lernen.
Heute lesen wir in der Allgemeinen Zeitung, dass die Schule „Gymnasium Gonsenheim“ plant, in Schott-Gymnasium umgetauft zu werden. Davon abgesehen, dass diese wichtige Frage eines Stadtratsbeschlusses bedarf, lehnen wir diese Änderung ab und möchten auf damit verbundene Gefahren hinweisen.
Einerseits der Aspekt der Vermischung von Wirtschaft und Bildung: Gerade die Bildungsstreiks der letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass unter SchülerInnen und Studierenden, aber auch Eltern und Lehrkräften, die Angst umgeht, ihre Bildung werde gewissenlos an die Meistbietenden verkauft. „Selbst wenn die Stadt Mainz der Schott AG den Schulnamen ohne finanzielle Gegenleistung, quasi aus reiner Nächstenliebe, schenkt, so wäre die Umbenennung doch ein deutliches Signal dafür, wie sich die hiesige Bildungspolitik der Wirtschaft unterordnet“, so Hanna Zoe Trauer, Sprecherin des Kreisverbands Mainz der Grünen Jugend; „Egal zu welchem Preis, die Grüne Jugend Mainz ist gegen den Ausverkauf unserer Schulen. Wenn die Schott AG mehr Werbung für ihr Unternehmen wünscht,
sollen sie Plakate kleben!“
Doch auch der historische Aspekt sollte gerade an einer Bildungsanstalt nicht vernachlässigt werden: „Während die Geschwister Scholl in München ihre Flugblätter verteilten, mussten Zwangsarbeiter bei Schott optische Gläser für Rüstungszwecke herstellen“, erklärt Jan-Paul Stich für die Grüne Jugend Mainz: „Die Firma versucht, die Rolle Erich Schotts während des Nationalsozialismus zu verschweigen, doch die Beschäftigung von Zwangsarbeitern, noch dazu zur Produktion von Einzelteilen für die Waffenproduktion, und somit die Teilhabe am nationalsozialistischen System, ist nicht von der Hand zu weisen.“
Verständlich ist, dass der Name „Gymnasium Gonsenheim“ als nichtssagend wahrgenommen wird. „Für die Suche nach starken Persönlichkeiten, die SchülerInnen Vorbild im Streben nach Wissen und Bildung werden können, verweisen wir gerne auf die Broschüre des Mainzer Frauenbüros zu den vergessenen Mainzerinnen. Dort finden sich so Illustre Frauen wie Sophie von La Roche, die erste deutsche Romanautorin und Gründerin der ersten deutschen Frauenzeitschrift „Pomona“; Therese Forster, die berühmte
Schriftstellerin der Mainzer Republik, oder eben auch die Chemikerin Marga Faulstich, erste weibliche Führungskraft bei Schott-Glas und Mitgründerin des Mainzer Werks“, so Hanna Zoe Trauer abschließend: „Eine Benennung nach letzterer könnte sogar den Bezug zu Schott herstellen, ohne einfach auf einen Namen zu verweisen, der heute nicht mehr als Firmenwerbung und zudem historisch sehr kritisch ist.“
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